WIR SIND TV

Wir sind TV

Ein menschengroßer weiblicher Akt aus Gips sitzt auf einem Teppich vor einem Fernseher, in dem eine achtminütiger Film wiederholt zu sehen ist, welcher gleichzeitig auf den Körper der Figur projiziert wird. Einerseits bestimmt der Körper den Bildausschnitt, andererseits verzerren seine Rundungen die Filmbilder, wodurch eine Kommunikation zwischen Bild und Figur stattfindet. So erscheint z. B. das Wort „Lust“ des Untertiteltextes „doppelte Lust erleben“ für eine Haarschampoowerbung auf den Innenschenkeln der Figur.

Der Film ahmt das TV-Programm mit seinen Filmen und Werbeunterbrechungen nach und wird durch eine Frau begleitet, die durch die Programme zappt und bei bestimmten Filmausschnitten verweilt. Er ist eine Collage aus mehreren Spiel- und Werbefilmen, in der jeder einzelne Filmausschnitt auf eine Kernaussage in Bezug auf Rollenmuster reduziert gezeigt wird, in dem z.B. ein oder zwei Bildszenen mit Sprechtext aus einer anderen Szenen des gleichen Spielfilms unterlegt wurde, so dass einerseits die Spielfilmszene verändert und andererseits durch die Irritation die Konzentration auf die Aussage gelenkt wird.

Die Bedeutung des Fernsehens reicht über den Aspekt der reinen Unterhaltung und der dokumentarischen Informationsvermittlung hinaus. In Filmen und Werbung lassen sich nicht nur Rollenmuster wiedererkennen, sie bieten dem Betrachter gleichermaßen eine Unmenge von Rollenschablonen an. Ihre Übernahme bezeichnet die Überschreibung des eigenen Ichs, wodurch Identität in einem Bekenntnis zur Oberfläche endet. Diese kann dementsprechend weder eine Auskunft über das Wesen einer Person geben, noch als statisch bezeichnet werden. Identität wird somit zu einem dynamischen Prozess der Performativität.