VOYEURISMUS UND ENTBLÖßUNG

Voyerismus und Entblößung

Intimität und Individualität auf der einen Seite und Kommerz und Industrie auf der anderen Seite stoßen in der Thematik der Pornographie aufeinander. Wo sind die Schnittstellen zur Erotik, zum Obszönen, und zur Kunst?

Ich hinterfrage das Prinzip von Lust durch Konsum und die Problematik von Sexualität aus dem patriarchalischen Blickwinkel. Die Anonymität des Lüstlings und dessen Kontaktplattformen wie z.B. dem Internet und dem Blick dahinter sind wesentliche Gesichtspunkte in meinem Vorgehen.

Das Projekt besteht aus zweit Teilen. Zunächst veröffentlichte ich eine pornographische Anzeige auf diversen Seiten im Internet, in der ich Männer aufforderte, mir einen Gipsabdruck ihres erigierten Gliedes zuzusenden. Gegenüber Photographien sind Abdrücke haptisch und „benutzbar“. Das Lustversprechen wird für meine „Lieferanten“ sogar eingelöst, da die imaginierte Benutzbarkeit des Abdrucks als Dildo für sie die Illusion einer pornographischen Interaktion bestehen lässt. Anonymität, das Unbekannte und das Rollenspiel sind Bestandteile pornographischer Handlungen, und sind ausschlaggebend für mein Projekt.

Im zweiten Teil meiner Arbeit gieße ich die mir zugesandten Negativformen in Seife aus. So weise ich auf eine Reinigung des Körpers, aber vor allem auch des Geistes hin: Früher wurden Kinder bei obszönem Sprachgebrauch der Mund mit Seife ausgewaschen. Zusätzlich stellt das Fettige der Seife für den oder die Betrachtende einen sinnlich erfahrbaren Bezug zum eigenen Körper her.

Als nächstes hänge ich die Seifengüsse an Holztäfelchn aus dem Jägerbedarfsladen als Trophäensammlung an die Wand. Die Trophäenschilder erzeugen eine ironische Brechung meiner Thematik, indem sie sowohl die Verwandtschaft zwischen Patriarchat und Waffenfetischismus, als auch zwischen Pornographie und Kitsch verdeutlichen. Sie werden hinten, ganz nach Manier der Jäger, mit statistische Daten wie: Erleger, Revier, Alter, Gewicht beschriftet und vorne mit der Antwort der „Lieferanten“ auf meine Anzeige bedruckt. Der Ablauf des Kontaktes wird dokumentiert und es werden intime Handlungsmotive und sexuelle Fantasien der Männer sichtbar.

Das Glied als Trophäe spricht den Freud‘schen Mythos der Kastrationsangst und des weiblichen „Penisneids“ an. Durch die Konfrontation mit dem Schamempfinden und der eigenen Rolle in einer Gesellschaft von Beobachtern und Beobachteten macht meine Arbeit den oder die Betrachtenden gleichzeitig zum Voyeur und zum / zur Entblößten.